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neuepost winter 2018 6

Daniela Gollegger

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Die Stierwascher von Salzburg

Eine schelmische Legende von Erfindungsreichtum und Überleben der Salzburger

Schon seit langer Zeit nennen sich die Einwohner der Stadt an der Salzach „Die Stierwascher“. Diese Bezeichnung hat ihren Ursprung in einer humorvollen und listigen Sage, die bis in die frühen Jahrhunderte zurückreicht. Damals war Salzburg von einem feindlichen Kriegsheer umzingelt, das die Stadt durch eine Hungerblockade zur Übergabe zwingen wollte. Die starken Stadtmauern konnten die Feinde nicht bezwingen, daher war ihr Plan, den Aus- und Eingang so fest zu verschließen, dass nicht einmal eine Maus hindurchpasste.

Festung Salzburg mit Salzach im Vordergrund
Festung Salzburg mit der Salzach

Die Salzburger erkannten schnell die Absichten der Belagerer und fürchteten, dass ihre Mauern sie nicht schützen könnten. Falls die Belagerung der Festung länger andauern sollte, drohte eine gewaltige Hungersnot. Daher verordnete der Stadtkommandant ein strenges Fasten. Die Situation spitzte sich zu, als nur noch ein einziger Stier übrig war, der noch nicht geschlachtet worden war. Er war prachtvoll braungefleckt und gut genährt, und der Stadtkommandant kam auf eine clevere Idee.

Am frühen Morgen des nächsten Tages wurde der Stier auf die breite Stadtmauer getrieben, um den Feinden zu zeigen, dass in Salzburg kein Mangel an Nahrung herrschte. In der folgenden Nacht wurde der Stier weiß bemalt und am nächsten Morgen wieder präsentiert. Am dritten Morgen zeigten die Salzburger den Feinden einen pechschwarzen Stier. Die Belagerer waren verblüfft und nahmen an, dass die Salzburger für eine lange Zeit gut versorgt sein mussten. In einer stürmischen Nacht zogen sie heimlich ab.

Großer Jubel brach in Salzburg aus! Die Bürger führten den Stier an die Salzach und wuschen ihn so lange, bis er wieder sein schönes braun geflecktes Fell zurück hatte. Der Fluss war bis nach Oberndorf hinauf mit Seifenschaum bedeckt. Seit dieser Zeit werden die Salzburger „Die Stierwascher“ genannt. Was einst als Spott gemeint war, gilt heute als Ehre, aus der schönen Stadt an der Salzach zu stammen.